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.Mein Urgroßvater, der inArgenton Steuerrevisor gewesen war,hatte offenbar seinen Söhnen ein 132/1746nettes Vermögen hinterlassen, da derjüngere von seinen Renten zu lebenimstande war; der ältere, meinGroßvater, erbte unter anderem einkleines Gut von zweihundert Hektar;er heiratete ein junges Mädchen auseiner wohlhabenden nordfranzösis-chen Familie.Aus Neigung jedochoder weil er drei Kinder hatte, trat erin die Büros der Pariser Stadtverwal-tung ein; er legte dort eine lange Kar-riere zurück, die er als Abteilungsvor-stand und mit dem Bändchen derEhrenlegion beendete.Sein Lebensstilwar glanzvoller als seine Stellung.Mein Vater verbrachte seine Kindheit 133/1746in einer schönen Etagenwohnung amBoulevard Saint-Germain und lerntewenn nicht den Reichtum, so doch be-haglichen Wohlstand kennen.Er hatteeine ältere Schwester und einen älter-en Bruder, der, faul, lärmend und oftbrutal, ihn schlecht behandelte.Da erselbst schwächlich und Gewalt ihmverhasst war, legte er es darauf an,seine physische Unzulänglichkeitdurch Charme zu kompensieren; erwurde der Liebling seiner Mutter undauch seiner Lehrer.Seine Neigungenliefen denen des älteren Bruderszuwider; dem Sport, der Gymnastikabgeneigt, begeisterte er sich nur für 134/1746Lektüre und geistige Arbeit.MeineGroßmutter spornte ihn an.Er lebte inihrem Schatten und suchte nur ihr zuGefallen zu sein.Sie, die selbst denKreisen einer sittenstrengen Bour-geoisie entstammte, in der man fest anGott, an die Arbeit, an Verdiensteglaubte, verlangte, dass einSchuljunge aufs genaueste seinenSchülerpflichten nachkam: Jedes Jahrtrug Georges am Collège Stanislas denersten Preis davon.Während der Feri-en trommelte er energisch die Bauern-kinder zusammen und hielt Unterrichtfür sie ab; eine Fotografie zeigt ihn aufdem Hof von Meyrignac, von etwa 135/1746zehn Schülern, Buben und Mädchen,umringt.Ein Zimmermädchen inweißer Schürze und Haube trägt einTablett mit Orangeadegläsern.SeineMutter starb, als er dreizehn Jahre altwurde; nicht nur empfand er darübereinen heftigen Schmerz, sondern ersah sich auch jählings ganz auf sichselber gestellt.Meine Großmutterverkörperte künftighin für ihn das Ge-setz.Mein Großvater war für dieseRolle nur sehr wenig geeignet.Gewiss,er war ein rechtdenkender Mann: Erhasste die Communards und eifertegegen Déroulède.Aber er war sicheher seiner Rechte bewusst als 136/1746überzeugt von den Pflichten, die aufihm ruhten.Ein Mittelding zwischenAristokrat und Bourgeois, zwischenGrundbesitzer und Beamtem, respekt-voll der Religion gegenüber, ohne siejedoch praktisch auszuüben, fühlte ersich weder fest in die Gesellschafteingegliedert noch mit ernst zunehmenden Verantwortlichkeiten be-traut, er bekannte sich zu einemEpikurismus, wie er in guten Kreisendamals üblich war.Er übte einenSport aus, der fast ebenso distinguiertwar wie das Fechten mit dem Degen,das Stockfechten, und hatte hier denTitel eines Vorfechters erworben, auf 137/1746den er sich offenbar viel zugutetat.Für Diskussionen und Sorgen war ernicht zu haben; er ließ seine Kinderaufwachsen, wie sie wollten.MeinVater glänzte auch weiterhin in denFächern, die ihn interessierten, inLatein, in Literatur, doch bekam erkeine Prämien mehr; er tat sich jetztkeinen Zwang mehr an.Im Zuge gewisser finanziellerAusgleichsmanöver sollte Meyrignacmeinem Onkel Gaston zufallen; be-friedigt über die Aussicht auf eine sosichere Position, gab er sich demMüßiggang hin.Mein Vater jedoch dessen Zukunft nicht gesichert war  138/1746wurde durch seine Lage als jüngererSohn, die Anhänglichkeit an seineMutter, seine Schulerfolge dazu geb-racht, auf seine Individualität zupochen; er war sich gewisser Gabenbewusst und gedachte daraus Vorteilzu ziehen.Durch die oratorischenMöglichkeiten, die der Rechtsanwalts-beruf bot, sagte dieser ihm zu, denn erwar bereits ein gewandter Redner.Erschrieb sich demgemäß bei derRechtsfakultät ein, aber wieder undwieder hat er mir gesagt, dass, wennkonventionelle Gründe es ihm nichtverboten hätten, er lieber ins 9 Conser-vatoire: eingetreten wäre.Das war 139/1746keine bloße Redensart: Nichts warechter bei ihm als seine Liebe zumTheater.Als Student entdeckte ervoller Entzücken die Literatur, die injener Epoche gefiel; er verbrachteganze Nächte damit, Alphonse Daudet,Maupassant, Bourget, Marcel Prévost,Jules Lemaître zu lesen.Aber nochaufregendere Freuden wurden ihmzuteil, wenn er sich ins Parkett derComédie-Française oder der 9 Variétés:begab.Er wohnte allen Aufführungenbei; er verliebte sich in die Schauspiel-erinnen und hegte für die großen Mi-men seiner Zeit eine abgöttischeVerehrung: Um ihnen ähnlich zu sein, 140/1746trug er sich vollkommen bartlos.Damals trat er häufig in Salons inAmateurvorstellungen auf; er nahmSprechunterricht, studierte die Kunstder Maske und schloss sich ver-schiedenen Liebhabertruppen an.Die ungewöhnliche Neigung meinesVaters erklärt sich, glaube ich, ausseinem sozialen Status.Sein Name,gewisse Familienverbindungen, Kind-heitskameradschaften, Freundschaftenals junger Mann hatten in ihm dieÜberzeugung geschaffen, er gehörezur Aristokratie; er machte sich de-mgemäß auch deren Wertungen zu ei-gen.Er schätzte elegante Gesten, 141/1746schöne Gefühle, Ungezwungenheit,Schwung, Draufgängertum, Frivolität,Ironie.Die ernsten Tugenden derBourgeoisie kamen ihm langweilig vor.Dank seinem sehr guten Gedächtnislegte er seine Examen ab, aber wid-mete seine Studienjahre vor allemseinen Vergnügungen, dem Besuchdes Theaters, der Rennplätze, derCafés und Salons.Er legte so geringenWert auf ein Vorwärtskommen in einerbürgerlichen Laufbahn, dass er,nachdem er die nötigen Zeugnisse er-worben hatte, nicht einmal seinenDoktor machte; er trug sich beim Ap-pellationsgerichtshof ein und wurde 142/1746Sekretär bei einem alteingesessenenRechtsanwalt [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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