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.»Drinnen«, erklärte Bauchle Meyne, »lasse ich ihn los, und erwird fliegen.«Ein Pferd, von Satans Flügelspitze gestreift, schnaubte undscheute.Der Karren machte einen Satz nach vorn, BauchleMeyne verlor den Halt und stürzte zu Boden.Schmerz stand inseinem Gesicht, und Wess freute sich.Satan rührte sich kaum.Auf seinem Rücken spannten sich gleitend die Muskeln,während er sich mit den Flügeln im Gleichgewicht hielt.Aeriestieß einen hohen, klagenden Laut aus, der fast über dieGrenzen menschlichen Hörvermögens hinausreichte.Satanhörte ihn, aber er zuckte nicht zusammen und drehte sich,anders als der Troll, auch nicht um.Im weißleuchtendenZauberlicht stellte sich der kurze Pelz seiner Schulterblätterauf, und ein Schauder überlief ihn.Er stieß einenAntwortschrei aus, ein einziges Seufzen: der Ruf an dieGeliebte.Satan faltete die Flügelfinger wieder an die Arme.Die Flughaut zitterte und schimmerte.Der Kutscher schlug auf das Pferd ein, und der Wagen setztesich schwerfällig in Bewegung.Für die Menge draußen wardas Spektakel beendet.Der Prinz stieg vom Podest herunter und begab sich, BauchleMeyne neben, sein Gefolge hinter sich, in das Gauklerzelt.Dievier Freunde standen eng beisammen.An ihnen vorbei schobsich die Menge.Wess dachte: Da drin lassen sie ihn fliegen.Erwird frei sein.Sie sah hinüber zu Aerie.»Kannst du oben aufdem Zeltdach landen? Und wieder abheben?« Aerie betrachtetedas steil abfallende Segeltuch.»Leicht«, antwortete sie.Der Bereich hinter dem Zelt wurde nicht von Zauberlicht,sondern von Fackeln erhellt.Wess stand da, an dieAußenmauer gelehnt, und beobachtete das Treiben, dasDurcheinander der Truppe, lauschte dem Beifall und demGelächter der Menge.Die Vorstellung dauerte schon rechtlange; der größte Teil derjenigen, die nicht hineingelangtwaren, hatte sich inzwischen entfernt.Ein paar Handlanger derGaukler hielten gelangweilt vor der Barriere Wache, aber Wesswußte, daß sie sich jederzeit an ihnen vorbeischleichen konnte.Es war Aerie, um die sie sich Sorgen machte.Wenn sie ihrenPlan ins Werk setzten, war sie am meisten gefährdet.Die Nachtwar klar und der zunehmende Mond hell und hoch.WennAerie auf der Zeltspitze landete, würde man sie mit Pfeilenleicht treffen können.Satan selbst war in noch größerer Gefahr.Es war die Aufgabe von Wess, Quarz und Chan, einenderartigen Aufruhr zu erzeugen, daß die Bogenschützenüberhaupt nicht daran dachten, nach den Davonfliegenden zuschießen.Und Wess freute sich geradezu darauf.Als gerade niemand schaute, schlüpfte sie unter dem Seil durchund schlenderte durch die Schatten, als gehörte sie zur Truppe.Am Eingang für die Auftretenden stand Satans Wagen, aberWess näherte sich ihrem Freund nicht.Die Kinder auf ihrenPonys trotteten vorbei, ohne auf Wess zu achten.ImFackellicht sahen sie dünn und müde aus und sehr jung, diePonys dünn und müde und sehr alt.Wess glitt hinter die Reiheder Tierkäfige.Die Gaukler verfügten tatsächlich auch übereinen Salamander, aber einen erbarmungswürdigheruntergekommenen und hungrig aussehenden, nicht vielgrößer als ein Hund.Wess brach das Schloß an seinem Käfigauf.Sie hatte nur ihr Messer dazu; der Klinge tat sie damitnichts Gutes.Sie erbrach auch die Schlösser an den Käfigender anderen Tiere, des halbwüchsigen Wolfs und desZwergelefanten, ließ sie aber noch nicht heraus.Zuletzt kamsie zu dem Troll.»Frejójan«, flüsterte sie, »ich bin hinter dir.«»Ich höre dich.« Der Troll trat an die Rückseite seines Käfigs.Er verbeugte sich vor ihr.»Ich bedaure meinen ungekämmtenZustand, frejójan; als sie mich fingen, hatte ich nichts bei mir,nicht einmal eine Bürste.« Sein goldenes, graugeflecktes Haarwar übel verfilzt.Er streckte die Hand durch das Gitter, undWess schüttelte sie.»Ich heiße Wess«, sagte sie.»Aristarchus«, erwiderte er.»Du sprichst mit dem gleichenAkzent wie Satan bist du seinetwegen hier?« Sie nickte.»Ichwerde das Schloß an deinem Käfig aufbrechen«, erklärte sie.»Ich muß näher am Zelt sein, wenn sie ihn nach drinnenbringen.Es wäre besser, wenn sie nicht sofort merkten, daßetwas nicht stimmt& «Aristarchus nickte ebenfalls.»Ich werde nicht fliehen, bevor eslosgeht.Kann ich helfen?«Sie warf einen Blick über die Käfigreihe.»Könntest du wärees gefährlich für dich, die Tiere freizulassen?« Er war alt, Wesswußte nicht, ob er schnell genug war.Er lachte glucksend.»Wir Tiere sind alle recht gute Freundegeworden, wenngleich der Salamander ein ziemlich bissigesWesen hat.«Wess rammte ihr Messer in das Vorhängeschloß und stemmtees auf.Aristarchus riß es von der Tür und schleuderte es insStroh.Beschämt lächelte er Wess an.»In diesen elenden Tagen ist meine Geduld auch nicht diebeste.«Wess griff durch das Gitter und faßte von neuem seine Hand.Neben dem Zelt wendeten die Schecken gerade Satans Wagen.Bauchle Meyne schrie nervöse Befehle.Aristarchus sah zuSatan hinüber.»Gut, daß du hier bist«, meinte er.»Ich habe ihn überredet,mitzuspielen, wenigstens vorübergehend, aber es fällt ihmnicht leicht.Einmal hat er sie so wütend gemacht, daß sievergaßen, wie wertvoll er ist.«Wess nickte wieder und dachte an die Peitschenstriemen.DerKarren rollte vorwärts; die Bogenschützen folgten.»Ich mußmich beeilen«, sagte Wess.»Möge das Glück mit dir sein.«Sie näherte sich dem Zelt, so weit sie konnte.Hineinsehen warnicht möglich; sie mußte sich anhand der Geräusche aus derMenge vorstellen, was drinnen passierte.Der Kutscher lenktedie Pferde einmal um die Manege.Sie blieben stehen.Jemandkroch unter den Karren und löste von unten die Ketten,außerhalb der Reichweite von Satans Klauen.Und dann -Siehörte das Seufzen, das unwillkürliche Atemholen derVerwunderung, als Satan seine Schwingen ausbreitete undflog.Über ihr durchschnitt Aeries Schatten die Luft.Wess zog denMantel aus und schwenkte ihn als Signal.Im Sturzflug gingAerie auf das Zelt herunter, stieß hinab und landete.Wess zogdas Messer und begann an einem Haltetau zu schneiden.Siehatte die Klinge vorher sorgfältig geschärft, so daß diese dasSeil jetzt schnell durchtrennte.Als Wess zum nächsten Tauhastete, hörte sie, wie das Summen der Menge sich langsamveränderte; die Menschen merkten, daß etwas nicht stimmte.Auch Quarz und Chan taten ihre Arbeit.Wess hackte auf daszweite Tau ein.Als das Zelt zusammenzustürzen begann, hörtesie über sich Segeltuch reißen: Aerie zerfetzte mit den Klauendas Dach.Wess zerschnitt ein drittes, ein viertes Seil.Die Briseließ das heruntersackende Gewebe zusammenklatschen.DasTuch knackte und heulte wie ein Segel.Wess hörte BauchleMeyne schreien: »Die Taue! An die Taue, die Taue reißen!«An drei Seiten zugleich stürzte das Zelt ein.Innen begann dieMenge zu schreien.Viele versuchten zu fliehen.Einzelnerannten auf das Paradefeld hinaus, dann kämpfte sich eineMenschenmasse durch die schmale Öffnung
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