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.»Bitte benutzen Sie Blind Carbon Copy (BCC), um Mails wiediese zu verschicken & « oder: »Es sei denn, Sie wollten106 Email-Adressen Ihrer Unterstützer leaken, würde ich den-ken, BCC wäre besser.« Einer bot an: »Wenn Sie den Unter-schied nicht kennen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren,ich geleite Sie gerne durch den Prozess.« 61/287Julian schrieb eine Entschuldigung.Julian? Nein, Jay Lim,unser Rechtsexperte aus der Abteilung WikiLeaks Donor Rela-tions, dem Spenden-Referat.Der Zufall treibt gerne seine Spielchen, so auch mit uns.Unter den Spendern, bei denen wir uns dieses Mal bedankthatten, befand sich ein gewisser Adrian Lamo.Das war einsemiprominenter Ex-Hacker, der später für die Verhaftung un-serer vermeintlichen Quelle Bradley Manning verantwortlichsein sollte.»Guck dir das an, so ein Penner«, sagte Julian, als er dieEinreichung entdeckte.Ich klickte mich in unseren Briefkasten.Da lag tatsächlichein neues »Geheimdokument«: Jemand hatte uns unsereeigene Spender-Liste als offiziellen Leak eingereicht, mit einerrelativ unfreundlichen Notiz dazu.Normalerweise kennen wirunsere Quellen nicht.Aber Lamo sollte später bekennen, dasser es gewesen war, der unseren Patzer eingesandt hatte.Wohloder übel mussten wir das jetzt exponieren.Das war interessant.Weil wir schon oft darüber philo-sophiert hatten, was passierte, wenn wir etwas über unsere ei-gene Organisation veröffentlichen müssten.Wir waren uns ein-ig, dass wir auch negative Nachrichten preisgeben mussten.Inder Presse sorgte dieser Leak dann für ein positives Echo.Wenigstens waren wir konsequent.Von den Spendernbeschwerte sich niemand.Julian benahm sich oft wie ein Mensch, der nicht von anderenMenschen, sondern von Wölfen großgezogen worden war.Wenn ich gekocht hatte, dann wurde das Essen nicht etwageteilt.Es ging schlicht darum, wer schneller war.Gab es vierScheiben Leberkäse, aß er drei und ließ mir nur eine, wenn ichzu langsam war.So eine Einstellung kannte ich bis dahin nicht.Ich fragte mich, ob ich spießig war, wenn mir manchmal Sätzemeiner Mutter in den Sinn kamen.»Man kann doch wenig-stens mal fragen«, oder so ähnlich. 62/287Wir aßen beide am liebsten rotes Fleisch, gerne auch rohesHack mit Zwiebeln.Dass ich für meinen Leberkäse längerbrauchte, lag daran, dass ich ihn mit Vollkornbrot und Butteraß, während Julian Lebensmittel am liebsten pur und ohnealles verspeiste: Entweder er aß Fleisch oder Käse oderSchokolade oder Brot.Wenn er der Meinung war, dass erZitrusfrüchte brauchte, lutschte er reihenweise Zitronen aus.Und das fiel ihm mitunter mitten in der Nacht ein, nach einemTag ohne einen einzigen Bissen.Es war umgekehrt nicht so, dass ihn in seinem Leben nochniemand über Höflichkeitsregeln informiert hätte.Julian kon-nte sehr höflich sein, wenn er wollte.Er begleitete zum Beispielmeine Besucher, selbst wenn er sie gar nicht kannte, bis aufden Bürgersteig hinaus.Julian war zudem sehr paranoid.Er hielt es für ausgemacht,dass jemand das Haus beobachtete.Deshalb bestand er darauf,dass man uns nie zusammen aus dem Haus gehen oder ge-meinsam heimkehren sehen dürfte.Ich habe mich immer ge-fragt, was das für einen Unterschied gemacht hätte.Wenn sichschon jemand die Mühe gemacht hätte, meine Wohnung zubeobachten, hätte er wohl herausgefunden, dass wirzusammenwohnten.Wenn wir gemeinsam in der Stadt waren, mussten sich un-sere Wege auf dem Heimweg trennen, darauf bestand Julian.Er ging links herum und ich rechts, was dazu führte, dass ichoft zu Hause auf ihn warten musste, weil er sich verlaufenhatte.Ich habe noch nie einen Menschen mit einem derartschlechten Orientierungssinn getroffen.Julian konnte in eineTelefonzelle gehen und beim Heraustreten nicht mehr wissen,aus welcher Richtung er gekommen war.Er schaffte es regel-mäßig, meine Haustür zu verfehlen.Auffälliger würde man sichkaum verhalten können als Julian, der nach rechts und linksguckend die Straßen auf und ab lief, um meinen Hauseingangzu finden, bis ich irgendwann kam und ihn einsammelte.Immer auf der Suche nach einem neuen Look und der per-fekten Tarnung hatte er sich von mir eine blaue DDR- 63/287Trainingsjacke und eine Formel-1-Sonnenbrille ausgeliehenund dazu eine braune Baseballcap aufgesetzt.Ich lächelteinsgeheim über seinen kindlichen Spieltrieb.Unauffälliger saher dadurch nicht aus, eher verkleidet.Als ich ihn das nächsteMal suchen ging, kam er in diesem Style um die Ecke gebogen,eine hölzerne Euro-Palette auf die rechte Schulter gestemmt.Mir erschien das nicht gerade wie eine besonders profession-elle Verschleierungstaktik [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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